Am nächsten Tag musste das Boot erstmal wieder aufgetakelt werden.
November 2020, sprich urlaubsreif! Ein Plan musste her. Kurzerhand habe ich meinen Freund Peter Borzucki angeschrieben und gefragt, ob er dies Jahr noch rausfährt. Ich käme mit.
Er auch!
Meinen Freund Ibo habe ich dann auch noch überredet als Smutje anzuheuern.
Flüge gab es keine. Also mit dem Auto ab nach Kroatien. Einen Tag zuvor haben wir noch anderthalb Stunden für den obligatorischen Corona Test in der Schlange gestanden. Alle zum Glück negativ.
So ging es durch das Berchtesgadener Land auf der Suche nach einer offenen LPG Tanke, durchs verschneite Salzburger Land ohne Aussteigen zu dürfen, nach Slowenien, wo wir in Izola noch die neuen Segel abgeholt haben, um schließlich in Vrsar zu landen.
An Bord hieß es Strom verlegen, Gashahn auf, Heizung an, Matratzen beziehen und den Glühwein warm machen.
Das Hafenrestaurant hatte für Bestellungen zum Glück noch offen.
Am nächsten Tag musste das Boot erstmal wieder aufgetakelt werden.
Danach einkaufen, was wir gleich mit einem Besuch der Altstadt von Porec und des Weltkulturerbes verbanden.
Faszinierende alte Gemäuer aus der Antike, verwinkelte enge Gassen mit nur ganz wenigen Menschen.
Ein wenig spooky. Peter erwies sich als hervorragender Reiseführer mit sehr großer Erfahrung in Istrien. Und so ging es zielsicher von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten.
Gespickt mit vielen Geschichten, die anfingen mit: Im Sommer…Es wurde zum Running Gag und stets beantwortet mit: Und es war kein Sommer, das allererste Mal...
Damit nicht genug, zurück in Vrsar ging es gleich berghoch in die nächste Altstadt auf den Spuren Casanovas.
Wieder Bruchsteinwege, enge Gassen und Menschenleere.
Dann war es soweit, der nächste Tag brach an und wir wurden mit einem fröhlichen Reise, Reise geweckt. Frühstück, dick einpacken, Leinen los und ab nach Rovinj.
Die neuen Segel stehen super.
Wir machen am Fähranleger fest. Die Fähre fährt in diesen Zeiten nicht. Wir haben Glück und niemand vertreibt uns. Hafengebühr (ca. 160€) gespart.
Wiederum eine antike wunderschöne Altstadt mit Weihnachtsflair, aber leider ohne Weihnachtsmarkt.
Der nächste Morgen, Peter hat vom Fischer nebenan gleich ein Kilo Seezunge fürs Abendgericht mitgebracht. Um unser Glück nicht zu überstrapazieren, machen wir uns frühzeitig auf den Weg nach Pula. Die Seezunge erweist sich bei der Überfahrt als hartnäckiger Gegner, der sich nicht von seiner Haut trennen lässt. Doch bis Pula ist es geschafft, hurra das Abendessen ist gerettet.
In Pula erwarten uns ein antikes Amphitheater sowie ein Colosseum. Sehr beindruckend. Davor ein Kräutergarten. Passend zum Fisch verschwand in unseren Taschen Salbei und Rosmarin. Yummie.
Die Abende verbringen wir mit Videos gucken und Karten spielen.
Am Morgen danach wartete eine Überraschung auf uns. Der Steg war gefroren und der Weg zur Morgentoilette erwies sich als Rutschpartie. Die Sonne lies das Glatteis wieder sehr schnell wegschmelzen. Geschwind noch in die Stadt zum Einkaufen unsere Vorräte auffüllen. Es sollte Wolfsbarsch geben.
Und wieder Leinen los auf nach Fenoliga, einer kleinen Felseninsel mit zahlreichen versteinerten Dinofußabdrücken. Angekommen, geankert Dingi raus und an Land rudern.
Ein Paar Fotos von Dinospuren und Einsamkeit mit Boot und weiter geht’s zu einer Bucht von Kap Kamenjak. Hier wird geankert und die Nacht verbracht.
Es erwartete uns Einsamkeit, ein sternklarer Himmel ohne störende Lichteinflüsse von außen, zahlreiche Sternschnuppen und natürlich Saturn und Jupiter dicht beieinander. Luxus pur. Nicht zu vergessen der Wolfsbarsch!
Nach einer sehr ruhigen Nacht ging es weiter nach Cres.
Wir ankerten in der Bucht Zonja.
Im Sommer beliebtes Ausflugsziel und voll mit Booten, wegen der blaue Grotte. Uns war allerdings die Wassertemperatur zu niedrig um die Grotte schwimmend zu erkunden. Wir wählten die Alternative: Sonnenuntergang in dem 4000 Jahre altem Dorf Lubenice.
Man sollte gut zu Fuß sein, um die knapp 400 Höhenmeter in anderthalb Stunden zu bewältigen.
Die Mühe hatte sich gelohnt. Knallige rot orange Farben, so muss ein Sonnenuntergang aussehen.
Das weiche Licht der Wintersonne beleuchtete die alten Gemäuer des Dorfes. Unbezahlbar oder einfach nur wieder purer Luxus. Nachdem der Ingwer-Salbei-Tee mit Rum ausgeschlürft war, machten wir uns mit Taschenlampen auf den Rückmarsch bergab. Uns stand eine ruhige Nacht in der Bucht bevor.
Am nächsten Tag fuhren wir Richtung Medulin. Ein herrlicher Segeltag lag vor uns. Das Boot machte locker 7-8Kn. Wir hatten die gesamte Kvaerner Bucht mal wieder für uns ganz allein. Außer einem Containerschiff fast auf Kollisionskurs und hin wieder ein paar Fischern.
Angekommen in der Marina Pomer, mit der Hoffnung auf eine Toilette und eine heiße Dusche, machten wir Pläne für den letzten Seetag.
Es sollte eine langer und kalter Seetag (34 sm) werden zurück nach Vrsar. Zum Glück hält die Natur einige Überraschungen parat. Auf der Höhe von Pula wurden wir von einer Schule Delfine begleitet.
Als wir Vrsar erreichten dämmerte es schon. Wir waren reichlich verfroren und froh darüber wieder Essen bestellen zu können.
Der Rest ist schnell erzählt. Ein Tag Deck schrubben und am Tag danach stand die Rückreise an.
Auf der ganzen Reise hatte man immer wieder das Gefühl etwas Grandioses, wie einsame Buchten, sternklare Himmel, Wahnsinns Sonnenuntergänge, antike Kultur, die Natur für sich ganz allein zu haben. Purer Luxus!
Wintersegeln? Jederzeit wieder!!!